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Sigmund Freud entwickelt ein Ich-Konzept

Der Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud, hat ein sehr einflussreiches Konzept des Ichs entwickelt. Besonders deutlich arbeitet er dies in seiner Schrift „Das Ich und das Es“ von 1923 heraus. In dieser bereichert er den Unterschied zwischen bewusst und unbewusst um die berühmte Begrifflichkeit: Ich, Über-Ich und Es. Markus Gabriel erklärt: „Sigmund Freud versteht „das Ich“ dabei nicht mehr als eine allgemeine Dimension des Wissens, sondern nun als eine Facette oder eine Instanz des Seelenlebens.“ Sigmund Freud schreibt: „Wir haben uns die Vorstellung von einer zusammenhängenden Organisation der seelischen Vorgänge in einer Person gebildet und heißen diese das „Ich“ derselben.“ Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

Sigmund Freud hat auch die Psychotherapie begründet

Das Ich ist nun Gegenstand der Psychologie. Ein Vorgang, der in der Philosophie Friedrich Nietzsche vorbereitet, den Sigmund Freud gelesen hatte. Sigmund Freud hat aber gerade deswegen zur Psychoanalyse gefunden, weil er verstanden hat, dass es Strukturen im geistigen Leben gibt, die sich in der Art und Weise manifestieren, wie ein Mensch sich selbst und seine Einstellungen zu anderen beschreibt. Überdies hat er damit die Psychotherapie begründet. Diese besteht darin, die persönlichen Einstellungen zu sich selbst und zu Anderen zu schildern. Daneben beantwortet die Psychoanalyse die Frage, auf welche Weise diese Einstellungen Schmerzen verursachen und wie ein Mensch sie verändern kann.

Es gibt einen Zusammenhang zwischen den eigenen Selbstbeschreibungen und der Qualität des bewussten Lebens. Sigmund Freud und in seiner Folge insbesondere der französische Psychoanalytiker und Philosoph Jacques Lacan (1901 – 1981) setzen sich unter anderem kritisch mit Selbstbeschreibungen auseinander. Diese nehmen an, dass es in einem über die Menschen wachenden Expertenrat, die Wissenschaftler, gibt, der der absolut objektiven Göttin namens „die Wissenschaft“ huldigen.

Das Unbewusste gehört zum Psychischen

Markus Gabriel stellt fest: „Die Psychoanalyse geht mit einer Kritik an einem falschen Wissenschaftsideal einher. Das meint, absolute Objektivität ließe sich erreichen. Das macht sie nicht bei allen beliebt.“ Sigmund Freunds grundlegende Unterscheidung besteht darin, dass er das Psychische in Bewusstes und Unbewusstes einteilt. Dies nennt er die Grundvoraussetzung der Psychoanalyse. Das Bewusstsein erschöpft demnach das geistige Leben – das Psychische – nicht. An dieser Unterscheidung wird auch heute nicht gerüttelt.

Entscheidend ist nun nach Sigmund Freud, dass das Unbewusste gerade nicht aus organischen Vorgängen besteht, sondern zum Psychischen gehört. Natürlich sind es neurobiologische Vorgänge, die dafür sorgen, dass die Photonen, die auf die Sinnesrezeptoren treffen, zu Informationen verarbeitet werden. Dies geschieht in dem Sinne unbewusst, als dass man sie nicht als solche bemerkt, sondern nur ihr Resultat erlebt. Dabei handelt es sich gerade um die bewussten Eindrücke. Wenn jemand seine Hand ansieht, sieht er ja nicht zugleich die neurobiologischen Vorgänge, die sich dabei abspielen. Quelle: „Ich ist nicht Gehirn“ von Markus Gabriel

Von Hans Klumbies

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